Der andere Film

«My Name is Salt» ist faszinierend, mitreissend, unterhaltsam – zwar nicht im Sinne des Mainstream-Kinos, sondern im Sinne einer während des Films durchlebten fundamentalen Erfahrung. Faida Pacha gelingt es, von einer sachlichen, äusseren Welt fliessend in eine geistige, innere vorzudringen. Von den archaischen Bildern des Kameramanns Lutz Konermann und den sphärischen Klängen des Musikers Marcel Vaid unterstützt, nimmt sie uns mit auf eine poetische und philosophische Erkundung des menschlichen Daseins. Kaum bemerkt, gleitet die Geschichte der Salzgewinnung im fernen Indien hinüber zur Reflektion über den Mythos des Sisyphos. «Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen», heisst es in einem Satz von Albert Camus, der dem Film vorangestellt ist.

Indem der Film das Leben auf die fundamentale Gleichung «Arbeit gleich Existenz» konzentriert, wird er zur Meditation über tieferliegende Fragen: Was ist der Sinn der Arbeit? Weshalb machen wir die Arbeit, die wir machen? Die Geschichte dieses Films ist nicht bloss wertvoll und bedeutend, weil sie etwas über die Welt «um uns», sondern auch etwas über die Welt «in uns» erzählt. Wenn wir die antike Figur in die Moderne, nämlich zu Albert Camus, weiterziehen, dürfen wir die Absurdität der Existenz mit den Worten des französischen Nobelpreisträger ergänzen, vielleicht sogar umkehren: «Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.»

Hanspeter Stalder

http://www.der-andere-film.ch/filme/filme/titel/mno/my-name-is-salt

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